Bürgerstiftung Region Neumarkt
Bürgerhaus
Fischergasse 1
92318 Neumarkt i. d. OPf.
Gründungsstifter und Förderer der Bürgerstiftung Region Neumarkt
* 25.01.1932 † 11.02.2019
Die Bürger aus Stadt und Landkreis Neumarkt haben einen großen Mäzen, eine markante Unternehmerpersönlichkeit mit beispielhaftem Bürgerengagement verloren.
Er ist in die Weltwirtschaftskrise des Deutschen Reiches hineingeboren, hat in seiner Kindheit Armut, Hungersnot, Krieg mit Bombardierung in Wuppertal sowie den Zusammenbruch der Diktatur und des Deutschen Reiches erlebt. Dies hat ihn für sein gesamtes Leben geprägt. Er erlernte den Beruf als Landwirt, wurde bei den Kabelwerken Reinshagen zum Techniker umgeschult und 1957 nach Neumarkt in das Kabelwerk Reinshagen als technischer Betriebsleiter versetzt. Innerhalb von vier Jahren hat er diesen Betrieb von 30 auf 400 Mitarbeiter aufgebaut. Er war genügsam, fleißig, ehrgeizig und hatte den unbändigen Willen, in seinem Leben unabhängig zu sein und zu bleiben. Aus diesem Grunde gründete er, ohne finanzielle Zuwendungen anderer, die PE-Kunststofffabrik Woffenbach, die zuletzt über 120 Mitarbeiter, davon regelmäßig zehn Auszubildende, hatte. Er war Alleinbesitzer und zusammen mit seiner geliebten Ehefrau Takako Schneider Geschäftsführer dieser Firma. Er fühlte sich als Unternehmer mit hohem Verantwortungsbewusstsein, insbesondere für seine Mitarbeiter und deren Familien verantwortlich, von denen er auch bis zu seinem Ausscheiden und Verkauf seines Unternehmens im April 2014 sehr geachtet wurde.
Trotz des hohen Arbeitsaufwandes, auch samstags und sonntags, engagierte sich Herr Schneider mit seiner Ehefrau Takako in vielen Bereichen:
Im Bestreben von Landkreis Neumarkt und Stadt Neumarkt im Rahmen der Metropolregion Nürnberg, überregionale Kompetenzzentren und Hochschulen auch in Neumarkt zu etablieren, hat er sehr frühzeitig zusammen mit der Stadt und dem Landkreis Neumarkt und anderen Persönlichkeiten durch seine finanzielle Unterstützung in fünfstelliger Höhe, die Unterbringung von 20 bis 25 internationalen Musikstudenten der Musikhochschule Nürnberg im Kloster St. Josef Neumarkt ermöglicht. Eine unabdingbare Voraussetzung für eine Zweigstelle der Musikhochschule Nürnberg in Neumarkt. Das erste Residenzkonzert der Musikhochschule wurde aus diesem Anlass am 11. November 2008 veranstaltet.
Hieraus entstand, insbesondere auch durch persönliche Freundschaft des Ehepaares Takako und Siegfried Schneider mit Frau Dr. Prof. Edith Wiens, die jährlich stattfindende internationale 2 Musikakademie junger internationaler Sängerinnen und Sänger aus allen Teilen der Welt. Seine ideelle aber insbesondere materielle Unterstützung der IMA trägt im musischen Bereich zur internationalen Reputation von Neumarkt bei.
Herr Schneider fühlte sich als Dank für seine unternehmerischen Erfolge in Neumarkt insbesondere sozial verantwortlich für die Neumarkter Bevölkerung und auch weit darüber hinaus: Als Anfang 2005 Siegfried Schneider von der Initiative des damaligen Leiters des Gesundheitsamtes, Dr. Sperber, zur Gründung einer Bürgerstiftung erfuhr, nahm er regelmäßig an den Vorbereitungen dieser Stiftung mit seinen Visionen und seinem unternehmerischen Rat teil. Aus diesem Grunde wurde er bei der Gründerversammlung der Bürgerstiftung am 10. Oktober 2006 in den Stiftungsrat gewählt. Mehrfach hat er im Laufe der Jahre das Stiftungskapital mit sechsstelligen Zuwendungen erhöht. Wenn Siegfried Schneider u. a. bei den Sitzungen des Stiftungsrates von Hilfeersuchen einzelner Bedürftiger erfuhr, hat er zusätzlich entweder privat oder über die Bürgerstiftung mit kleineren oder größeren Geldbeträgen geholfen. Siegfried Schneider wollte insbesondere krankheitsbedingt oder umgebungs-bedingt geschwächten Kindern oder Jugendlichen eine Integration in unsere Gesellschaft ermöglichen. Eines dieser Leuchtturmprojekte war das Siegfried-Schneider-Stipendium über insgesamt 100.000 Euro, das die Bürgerstiftung verwaltet: Es ermöglicht jungen, sozial entwurzelten Mädchen eine Unterkunft und Ausbildung im Haus St. Marien Neumarkt.
Siegfried Schneider war ein Mäzen im Stillen: Es war ihm unangenehm, als Sponsor genannt zu werden. Aus diesem Grunde schätzte er auch die respektvolle Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden Dr. Sperber.
Die Bürgerstiftung Region Neumarkt genießt in der gesamten Bundesrepublik hohes Ansehen, das neben vielen Ehrenamtlichen im Vorstand wir insbesondere Herrn Schneider verdanken.
Weitere soziale Engagements sind der Aufbau eines SOS-Kinderdorfes in Afrika, die Beteiligung am Unterhalt anderer SOS-Kinderdörfer sowie Spenden an das Lions-Hilfswerk Neumarkt für den Aufbau und Unterhalt einer Schule in Uganda.
Herr Schneider war eine starke Persönlichkeit, gekennzeichnet durch Selbstkritik, Geradlinigkeit, Unabhängigkeit. Er war kein Opportunist, hatte Ideen, war hoch motiviert und ließ sich von seinen selbstkritisch analysierten persönlichen und gesellschaftlichen Zielen, auch um einen kurzfristigen Erfolges Willen nicht abbringen. Er hat sowohl im beruflichen, im unternehmerischen, im berufspolitischen, im gesellschaftlichen Bereich sowie ganz besonders im kulturellen und sozialen Bereich in der Region Neumarkt, aber auch darüber hinaus, vieles unbeirrbar bewegt. Er war „spiritus rector“ vieler Ideen und setzte sie durch Übernahme zeitintensiver Funktionen oder privater Finanzierungen um.
Sein Leben sollte für uns in der Bürgerstiftung Vermächtnis zum Engagement sein. Ich schätze mich glücklich, ihn einen Teil seines Lebens begleitet zu haben.
Auszeichnungen:
2010 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande
2014 Verleihung der Goldenen Stadtmedaille der Stadt Neumarkt
1994 Goldener Ehrenring der IHK Oberpfalz.
Dr. Rolf Pilgrim
Langjähriger Stiftungsratsvorsitzender der Bürgerstiftung Region Neumarkt